Degustation cascina val de prete

Gut Ding will Weine haben…

Auf ihrer diesjährigen Reise ins Piemont konnten die Mitglieder von „Wine Culture“ Mario Roagna von Cascina Val del Prete verpflichten, seine Weine im Güterhof in Schaffhausen zu präsentieren. Genau zeitgleich zum Anlass in Schaffhausen erhielt der erfolgreiche Winzer in Rom die bedeutendste Auszeichnung („cinque grappoli“) des italienischen Sommelierverbandes für exzellenten Wein.

sgh. Ingo Grünig von „Wine Culture“ durfte am vergangenen Samstag knapp einhundert Gäste zur Degustation der Weine von Cascina Val del Prete (Piemont) im Güterhof Schaffhausen begrüssen. „Es ist persönlicher, wenn man dem Produzenten in die Augen schauen kann“, bemerkte er in seinen Eingangsworten treffend. Der Produzent Mario Roagna kam extra für den Abend in Schaffhausen aus Italien angereist, um seine Erzeugnisse persönlich vorzustellen, obwohl ihm in seiner Abwesenheit an diesem Abend in Rom die höchste Weinauszeichnung, „cinque grappoli“, für seinen Roero Bricco Medica überreicht wurde – aber die Weinfreunde aus Schaffhausen hatten Priorität. Um die Auszeichnung am besonderen Anlass in Rom abzuholen, schickte er einen Mitarbeiter, so dass Roagna selber nach Schaffhausen kommen konnte. Übersetzt wurde der sympathisch-bescheidene Winzer von Levis Pereira, einem Gründungsmitglied des Wine Culture-Clubs, der diese Aufgabe mit Bravour meisterte. Zum Aperitif genossen die Gäste einen Arneis, der zu 30% im Barrique ausgebaut wurde. Der für das Piemont typische Weisswein schmeckte im ersten Moment sehr rauchig durch die vorherrschende Holz Note, die sich aber im Glas zu verflüchtigen vermochte und ein interessantes, frisches Bouquet zum Vorschein brachte. Dazu durften sich die Anwesenden an frischem Parmigiano und feinster Salami aus dem Produktionsgebiet bedienen. Mit einem Barbera d`Alba, der nicht im Holz war, wurde der erste Rotwein zur Probe angeboten. Dieser, wie Mario Roagna ihn nannte, einfache Wein, ist in seiner Kellerei der Bestseller. Die Hälfte der davon produzierten Flaschen, werden nach Kalifornien exportiert und auch wenn es „nur“ ein einfacher Wein sein soll, besticht er durch seinen fruchtigen, milden Körper und einem edlen, vollmundigen Geschmack. Nach dem Vornamen seiner Mutter benannte Mario Roagna seinen zweiten Barbera d`Alba Carolina, ebenfalls ein 100% iger Barbera, der jedoch 16 Monate lang in Barriquefässern sein Geschmacksfinish erhielt. Hier schwört der Produzent auf neue Fässer zum Ausbau des Weins. Der Grund dazu ist, dass die Reben, an denen die Trauben für diesen Wein wachsen bereit 35 Jahren alt sind und die Kombination neuer Fässer mit alten Reben ideal sei, so der Fachmann. Tatsächlich spürt man einen harmonischen Geschmack bei der Verkostung, der angenehme aromatische Holzduft und die schwarzen Beeren ergeben einen eleganten Gout. Zum Nebbiolo d`Alba Vigna di Lino, der nach dem Vater des Produzenten benannt ist, wurde den Gästen eine Güterhof-Lasagne serviert. Dieser Wein passt sehr gut zu italienischem Essen, mit seinem intensiven Geschmack und der gewissen rauen Note, die gerne auch eine pelzige Zunge hinterlässt. „Der Nebbiolo ist Geschmacksache, man mag ihn, oder man mag ihn nicht“, meinte ein Gast zu diesem Wein, der als typischer Piemonteser gilt. In der Intensität des Geschmackes wurde dieser Wein vom Roero Bricco Medica noch übertroffen. Dieser Wein, der in Italien die höchste Auszeichnung erhalten hatte, ist etwas für den Liebhaber und Kenner des Nebbiolo. Fünfzehn Monate ruhte er im Barriquefass, gewonnen wird der Wein von neunjährigen Rebstöcken, die in einen neu angelegten Rebberg gepflanzt wurden. Der junge, kernige Traubengeschmack ist genauso zu schmecken, wie die herbe, holzige Note des Barrique. Dieser Wein zeigt aber bereits eine saubere, fruchtige Note, die der Roero Bricca Medica mit den Jahren noch entfalten wird. So auch der Spitzenwein aus dem Cascina Val del Prete, dem Roero, der mit dem Jahrgang 2008 noch viel zu jung um zu trinken ist und dem ungeeichten Degustanten etwas Fantasie abverlangt, zu erahnen, wie er noch werden wird. Von dieser Spezialität des Hauses stellt Mario Roagna jährlich „nur“ 2000 Flaschen her. Bei diesem eleganten Tropfen ist viel Geduld gefragt, denn der Roero entwickelt sich in etwa fünfzehn bis zwanzig Jahren noch immer positiv weiter. Gut Ding will Weile haben, so ist das bei Spitzenweinen, die man häufig leider viel zu früh geniesst. Diese lange Lagerfähigkeit ist auch bei den anderen Nebbiolos gegeben und sollte, sofern man einen guten Weinkeller und viel Geduld hat, ausgenutzt werden, damit die starken Tannine noch abgebaut werden und das Produkt sich voll entwickeln kann.

Erneut ist den sechs Mitgliedern von Wine Culture gelungen, ihren Gästen einen unvergesslichen Abend zu bescheren und ein Stück Italien nach Schaffhausen zu holen. Im kommenden Jahr wird Wine Culture bereits zehn Jahre alt und man darf gespannt sein, was das Jubiläumsjahr den Freunden und Bekannten des Weinclubs bringen wird.